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Wie lernen Kinder möglichst früh verschiedene Sprachen?

Experten der europäischen Minderheitengemeinschaften kamen vom 27. bis 29. September 2021 in Bozen zusammen, um sich über Südtiroler Bildungsmodelle zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und neue Forschungserkenntnisse zu diskutieren. Beim Jahrestreffen der FUEN-Arbeitsgemeinschaft Bildung in Bozen stand das Thema Früherziehung im Mittelpunkt: Wie gelingt mehrsprachige Erziehung bereits von klein auf an? Welche Strukturen müssen gegeben sein? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über zehn europäischen Ländern befasst.

Auf dem Programm standen Vorträge, Diskussionen und Studienbesuche an verschiedenen Bildungseinrichtungen der in Südtirol ansässigen Minderheiten, Ladiner und deutschsprachige Gemeinschaft, sowie ein Besuch im EURAC-Institut für Angewandte Sprachforschung in Bozen. In Arbeitssitzungen analysierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle Forschungsergebnisse, tauschten sich über die Situation in ihren Heimatregionen und best-practice-Beispiele aus.

Im Bozener Landhaus fanden die Vorträge und Arbeitssitzungen statt. Foto: Andreas Senoner

„Für ethnische Minderheiten ist die Bildung in der eigenen Muttersprache essenziell, um Sprache und Kultur zu sichern“, sagte Daniel Alfreider, FUEN-Vizepräsident und Landeshauptmann Stellvertreter in Südtirol. „Diese Tagung der Arbeitsgruppe Bildung war deshalb ein wichtiger Anlass, sich über Bildungsmodelle und Bildungsprojekte auszutauschen.“

Das Südtiroler Bildungssystem ist ein ganz Besonderes: Es gilt als ältestes Beispiel dreisprachiger Erziehung in Europa – Italienisch, Deutsch und Ladinisch sind dort Unterrichtssprachen. Unmittelbare Einblicke in die Praxis gab es bei Besichtigungen einer Schule der deutschen Sprachgruppe in Bozen sowie einem ladinischen Kindergarten im kleinen Bergdorf St. Ulrich, wo die Kinder von klein auf an lernen, die drei Sprachen mit jeweils einer Farbe zu verknüpfen.

Hausführung im ladinischen Kindergarten. Foto: Andreas Senoner 

Wie wichtig die Einbeziehung der Wissenschaft bei der Entwicklung von Bildungsmodellen ist, wurde bei dem Jahrestreffen besonders deutlich. Sprachwissenschaftlerin Prof. Ulrike Jessner-Schmid (Universität Innsbruck) gab einen Einblick in ihre zweijährige Studie zu mehrsprachiger Bildung in ladinischen Kindergärten und erklärte: „Frühe Mehrsprachigkeit wirkt sich positiv auf sprachlicher und kognitiver Ebene aus.“

„Die Minderheiten in Südtirol sind beim Thema Früherziehung wegweisend. Ich freue mich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so viele positive Eindrücke mit nach Hause nehmen und wichtige Impulse für die weitere Arbeit erhalten haben“, sagt FUEN-Generalsekretärin Éva Adél Pénzes. „Jedes Kind wird auf Augenhöhe behandelt und mit den individuellen sprachlichen Voraussetzungen optimal gefördert. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Pädagoginnen und Pädagogen mit viel Herzblut engagieren.“ Gleichzeitig sei deutlich geworden, dass dies nur möglich sei, wenn die Politik dafür die Weichen stelle.

Weitere Fotos des Jahrestreffens der AG Bildung in Bozen finden Sie in der Bildergalerie auf unserer Webiste. 

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