„Minority Talks with FUEN“ präsentierte das dänische Gymnasium in Deutschland

„Dänische Schulen sind das A und O für die dänische Minderheit. Hier bilden wir nicht nur aus, sondern erschaffen die Minderheit auch immer wieder von Neuem“ – das sagt Jørgen Kühl, Schulleiter an der dänischen A. P. Møller Skolen in Schleswig, Deutschland. Seine Schule stand im Fokus der dritten Folge der „Minority Talks with FUEN“, die am 25. August um 16 Uhr ausgestrahlt wurde.

Ein kurzer Film vermittelte lebendige Eindrücke der mit 650 Schüler*innen größten Schule der dänischen Minderheit in Deutschland, die auch als Kulturzentrum dient. Darin erläutert der Schulleiter auch das Konzept der Finanzierung: Schulen der dänischen Minderheit erhalten wie deutsche Schulen auch eine Förderung vom Land Schleswig-Holstein, jedoch sind die durchschnittlichen Kosten an Minderheitenschulen erheblich höher – „bis zum Doppelten im Vergleich zu einer öffentlichen Schule. Das gleicht der dänische Staat aus.“

Wer an der A. P. Møller Skolen sein Abitur macht, erhält einen doppelten Abschluss, der sowohl in Deutschland als auch in Dänemark zum Studium berechtigt. Schon während der Schulzeit wird der Kontakt zum Nachbarland durch gemeinsame Projekte und den Austausch von Schülerbotschaftern gepflegt.

Im anschließenden Expertengespräch, das von Olga Martens, ehemalige Vizepräsidentin der FUEN und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Bildung, moderiert wurde, erläuterte Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein, die hohe Relevanz der Minderheitenförderung in Schleswig-Holstein. „Wir haben uns verpflichtet, dänische Schulen in gleichem Umfang zu unterstützen wie deutsche öffentliche Schulen – also weit mehr, als andere freie Schulen“, so Prien. „Wir sind stolz darauf, dass wir eine so blühende dänische Schullandschaft haben und damit europa- und weltweit als good-practice-Beispiel für ein gutes Miteinander in Grenzregionen stehen.“

Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende des Südschleswigschen Vereins (SSF) und Schulleiterin einer dänischen Grundschule, schilderte das Bildungssystem der dänischen Minderheit ab der Krippe. Der dänische Schulverein (Dansk Skoleforeningen) betreibt im nördlichen Schleswig-Holstein 56 Kindergärten, davon 35 bereits mit integrierten Krippen, „um der dänischen Sprache und Kultur so früh wie möglich begegnen zu können.“ Ziel sei es, „von der Wiege bis zum Grab ein dänisches Leben in dem Ausmaß zu leben, wie man es möchte.“ Möglich mache das auch ein großes dänisches Freizeitangebot mit Theater, Bibliothek, Sport und Kino.

Auch die Ausbildung der Lehrkräfte war Thema bei den „Minority Talks“ – wo rekrutieren die Schulen der dänischen Minderheit ihren Nachwuchs? Gitte Hougaard-Werner machte deutlich, dass eine gute Mischung zwischen ausgebildeten Lehrern, die direkt aus der Minderheit stammen, aber auch „frischen Inputs aus Dänemark“ optimal seien. Auch an den Universitäten in Schleswig-Holstein können angehende Lehrkräfte das Fach Dänisch studieren, sodass an den Schulen eine Mischung aus in beiden Ländern ausgebildetem Personal unterrichtet.

Die Absolventen der dänischen Schulen sieht Karin Prien als „Botschafter für Deutschland“. Dass rund zwei Drittel nach ihrem Abschluss zum Studium nach Dänemark ziehen, hält sie nicht für problematisch. „Viele kommen ja irgendwann wieder oder arbeiten in grenzüberschreitenden Unternehmen. Wir müssen europäisch denken“, so Prien.

Die ganze Folge der Minority Talks ist auf dem Youtube-Kanal der FUEN abrufbar.

Hintergrund: Die Reihe „Minority Talks with FUEN”ist eine Plattform zur Präsentation von Kurzfilmen, Dokumentationen und Beiträgen, die sich mit verschiedenen Aspekten autochthoner nationaler Minderheiten sowie Sprachgemeinschaften in Europa beschäftigen. An jeden Film schließt sich eine Diskussion an, in der das Thema im Zusammenhang mit der aktuellen Situation der Minderheit erörtert wird. Die ersten drei Episoden befassen sich mit dem Bildungssystem und den Minderheitenschulen im deutsch-dänischen Grenzland.