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Sprechen Sie Corona? Die Ladiner in Südtirol verwenden im Zweifelsfall "Emoticons"

Der folgende Artikel wurde von Herrn Iaco Rigo von der Organisation Union Generala di Ladins dlaDolomites aus Italien zur Verfügung gestellt.

 

Das Land Südtirol (in dieser Provinz liegen die beiden konsistentesten ladinischen Täler Gherdeina/Gröden und Gadertal/Val Badia – von insgesamt fünf Talschaften im Dolomitengebiet) und der ladinische Landesrat Daniel Alfreider haben sich über die Ladinische Kulturabteilung "RepartiziunLadina" auch in diesen schwierigen Zeiten (die in Italien und Südtirol seit Mitte März 2020 andauern) dafür eingesetzt, dass die wichtigsten und relevantesten Informationen der Gesundheitsvorkehrungen und des wirtschaftlichen sowie kulturellen Lockdowns auch in Ladinischer Sprache vermittelt werden.

Nicht so fleißig waren die ladinischen Gemeinden (in ganz Ladinien), die nicht alle ausreichend Informationen für die Leute abgegeben haben und wenn, dann nur in spärlichen Fällen auf Ladinisch, das in diesen Gebieten eigentlich die am meisten gesprochene Sprache der Bürger ist (einmal abgesehen davon, ob in den jeweiligen Provinzen das Gesetz zur Verwendung der Sprache offiziell gilt oder nicht). Sehr verhalten, besser gesagt "überhaupt nicht", hat der Sanitätsbetrieb in Südtirol auf Ladinisch informiert, nicht einmal in jenen Gemeinden, wo es gesetzlich vorgeschrieben ist.

Sehr viel Information wurde dafür von der Redaktion der Zeitung "La Usc di Ladins" www.lausc.it auf Ladinisch geliefert. Die Redaktion hat es sich autonom zur täglichen Aufgabe gemacht, Plakate und Hinweisschilder ins Ladinische zu übersetzen und zu veröffentlichen – und das in den meisten ladinischen Idiomen und auch in der Standardsprache. In den sozialen Medien konnten (und können) die Hinweisschilder kostenfrei heruntergeladen werden.


Und wie schaut die Grundinformation über Corona für die Bürger in den öffentlich kulturellen ladinischen Landeseinrichtungen in den ladinischen Tälern aus, z.B. in den "Istitucculturailadins" (Kulturinstituten) aus? Die "Istitucladins" sind für die öffentliche Verwaltung und die Mitarbeiter der Region Trentino-Südtirol das Sprachrohr schlechthin und der Stützpunkt in Fragen und Auseinandersetzungen mit dem Ladinischen. Während der ladinische Bürger z.B. im Istitut Ladin und Museo Ladin in Fascia (Fassatal / Trentino) die vorgeschriebenen Grundinformationen in seiner Muttersprache erhält – wie es vom Gesetz und vom Hausverstand vorgesehen ist, wartet der Bürger in San Martin de Tor / St.Martin in Thurn und in Sëlva / Wolkenstein beim Eingang ins Istitut Ladin (Lad. Kulturinstitut) vergebens, in seiner Muttersprache informiert zu werden. Das wäre eigentlich vom DPR (Dekret des Präsidenten der Republik Italien) vom 15. Juli 1988, Nr. 574, vorgeschrieben.



Aus diesem Anlass des Corona-Lockdowns und einer kritischen Beobachtung hinsichtlich der verwendeten Sprachen zur Grundinformation in den mehrsprachlichen Realitäten, muss eine wichtige Frage in den Raum gestellt werden: Inwieweit ziehen in Krisensituationen die Kleinsprachen den Kürzeren? Könnte es sein, dass diese Ausnahmesituationen irgendwie offiziell gerechtfertigt und sogar missbraucht werden, um mit den Kleinstsprachen schlampig umzugehen? Die Antworten müssten die Zuständigen der einzelnen Einrichtungen geben!

Im April 2020 hat die FUEN eine Umfrage mit dem Titel Do You Speak Corona? zur Situation der europäischen Minderheiten während der Pandemie durchgeführt. Der Online-Fragebogen konzentrierte sich auf die Verfügbarkeit von Informationen im Zusammenhang mit COVID-19 im Allgemeinen, auf Gesundheitsinformationen im Zusammenhang mit dem Ausbruch, auf das Vorhandensein einer in der Minderheitensprache betriebenen Notfall-Hotline und auf die Verfügbarkeit von Online-Unterricht in der Minderheitensprache. Der Kurzbericht über die Ergebnisse kann unter folgendem Link eingesehen werden, den gesamten Bericht im PDF-Format  können Sie unter folgendem Link herunterladen.

Diese Reihe von Fallstudien ist die Fortsetzung des Projekts Do You Speak Corona?

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