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FUEN-Kongress 2021: „Diversität ist das Herzstück Europas“

Wie sieht die Zukunft der kulturellen und sprachlichen Diversität in Europa aus? Um diese Frage ging es beim ersten Panel auf dem FUEN-Kongress in Triest/Trst, Italien. Unter Moderation des Journalisten Ivo Jevnikar sprachen Tatjana Rojc, Senatorin des italienischen Parlaments, François Alfonsi, Mitglied des Europäischen Parlaments aus Korsika, Prof. Fernand de Varennes, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Minderheitenfragen sowie FUEN-Präsident Loránt Vincze über Herausforderungen und Ziele in der Minderheitenpolitik.

Es wurde viel erreicht im letzten Jahrzehnt, wenngleich es noch zahlreiche Baustellen gibt – das machten alle deutlich. Tatjana Rojc ging auf die Situation der Slowenen in Italien ein und beklagte, dass bislang keine Gleichbehandlung erreicht werden konnte. „Es gibt zwar seit 20 Jahren ein entsprechendes Gesetz, doch dieses wird immer noch nicht vollständig umgesetzt.“ Ein wichtiges Thema, für das sich die slowenische Gemeinschaft in Italien einsetzt, ist Schulunterricht in slowenischer Sprache in der Region Friaul-Julisch-Venetien.

François Alfonsi sprach sich für den Schutz der Sprachenvielfalt aus. Er stammt selbst aus Koriska und hob hervor: „Korsisch wurde verwendet, noch bevor Korsika zu Frankreich gehörte.“ Vor diesem Hintergrund sei es ein Unding, die Ausübung der Sprache heute staatlich einzuschränken bis hin zum Verbot. „Diversität ist das Herzstück Europas und eine große Ressource.“ Alfonsi appellierte an die Europaparlamentarier, eine gemeinsame Strategie zu diesem Thema zu  verfolgen, um Erfolge zu erzielen. „Unsere Sprachen sind ein immaterialles Erbe. Sie müssen weiterhin leben und dürfen nicht in Gefahr geraten.“

Mit einem eher pessimistischen Urteil blickte Fernand de Varennes auf den Status quo: Hate Speech im Internet richte sich größtenteils gegen Minderheiten, Bildungseinrichtungen würden eliminiert, Staatenlose hätten weiterhin kaum Rechte, die meisten Kriege und Konflikte auf der Welt würden Minderheiten treffen. „Viele Menschen leugnen einfach, dass Minderheiten vulnerabel sind und tun nichts, um dem entgegenzuwirken.“ Er forderte Staaten auf, sich mehr für die Integration von Minderheiten einzusetzen. Alle Menschen müssten mit gleicher Würde behandelt werden. „Wir müssen unsere Diversität noch mehr herausstellen, sie loben, den Fortschritt dahinter sehen, stolz darauf sein und sie zelebrieren.“

Loránt Vincze blickte noch einmal auf die abgelehnte Minority SafePack-Initiative zurück und analysierte die Gründe. „Die Themen darin sind hochsensibel und offenbar schwer, in Angriff zu nehmen.“ Einige Staaten aus dem EU-Bündnis hätten historische Bedenken und würden noch sehr einem Paradigma aus dem 18. Jahrhundert anheften, als der Grundsatz „eine Sprache, ein Volk“ galt. Die heutige Diversität und die Bereitschaft, diese sogar zu fördern, sei nicht überall willkommen.

„Es sollte aber kein Zufall sein, dass man in einem Land auf die Welt kommt, wo man als Minderheit anerkannt wird, daran muss die EU sich messen und daran wachsen“, forderte Vincze.

 

Das zweite Panel des Eröffnungstages mit dem Titel „Von Bratislava-Pressburg-Pozsony nach Triest", moderiert von FUEN-Vizepräsident Gösta Toft, war der Moment, in dem die Organisatoren die Vertreter der Mitgliedsorganisationen einluden, das Wort zu ergreifen.

Der Vizepräsident begann mit einer Reflexion über die ungerechte Ablehnung der Minority SafePack-Initiative durch die Europäische Kommission und gab einen historischen Überblick über das Wachstum der FUEN, das dem Fall des Eisernen Vorhangs zu verdanken ist, der zur Entstehung vieler Minderheitenorganisationen in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion führte.

Führende Vertreter von Minderheitengemeinschaften stellten ihre laufenden Projekte, aber auch die Herausforderungen vor, denen sie sich stellen müssen:

  • Die Gastgeber der EUROPEADA 2022, die Vertreter der Kärntner Slowenen, versicherten, dass die Fußballmeisterschaft der europäischen Minderheiten trotz der zweijährigen Verschiebung im Sommer nächsten Jahres vom 26. Juni bis 3. Juli 2022 stattfinden wird, und sie freuen sich darauf, die Mannschaften zu empfangen.
  • Die Kroaten aus Molise, Italien, stellten ihre Region vor, in der das nächste AGSM-Seminar stattfinden wird.
  • FUEN-Vizepräsident Daniel Alfreider präsentierte ein großartiges Projekt aus Südtirol, das gemischten Familien bei der zweisprachigen Erziehung ihrer Kinder eine große Hilfe sein kann: ein Buch, das Kinderlieder der traditionellen Sprachgemeinschaften enthält, die in die Sprache der anderen Gemeinschaften übersetzt wurden. Natürlich ist auch eine App Teil des Projekts, so dass jeder die Lieder in der Sprache seiner Wahl anhören kann.

Der FUEN-Kongress wird am Freitag mit Podiumsdiskussionen über Bildung und über die Slowenen in Italien fortgesetzt, während am Samstag die Delegiertenversammlung stattfindet.

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