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Autonome Regionen im Norden als Vorbild

Drei Inseln, drei verschiedene Kulturen, aber eine Gemeinsamkeit: Selbstverwaltung – dieses besondere politische Konstrukt eint Grönland, die Färöer und Åland. Diese drei autonomen Regionen in den nordischen Ländern waren das große Thema beim zweiten Tag des Forums der europäischen Minderheitenregionen der FUEN in Helsinki. Dabei ging es auch um die Frage, inwiefern sie als Modell für andere europäische Minderheitenregionen dienen können.

Unter Moderation des Journalisten und Skandinavien-Experten Walter Turnowsky gaben Vertreter dieser ganz besonderen Regionen kurze Einblicke in Strukturen und Herausforderungen ihrer jeweils ganz besonderen Heimat.

Jens Heinrich, Mitglied des Parlaments in Grönland, erläuterte den langen Weg zur Selbstverwaltung Grönlands, die seit 2009 nochmals in verstärkter Form manifestiert wurde. „Seitdem genießen wir Unabhängigkeit und Eigenständigkeit mit unserem eigenen Parlament und unserer eigenen grönländischen Sprache“, erklärte er.

Sehr zufrieden mit dem Status quo zeigte sich auch Jaspur Langgaard von den Färöer-Inseln, Mitglied des Parlaments und des Nordischen Rats. „Wir fühlen uns zwar nicht als Dänen, wollen aber ein selbstverwalteter Teil des Königreichs bleiben – diesen Status haben wir erreicht: Die Zusammenarbeit mit Dänemark funktioniert sehr gut.“ Während die Färöer eine Zeit lang mit starker Abwanderung zu kämpfen hatten, gibt es seit zehn Jahren eine Trendwende und die Bevölkerung ist um stolze 150 Prozent gewachsen.

Als „Erfolgsstory, die weltweit als Vorbild dienen kann“ bezeichnete Mats Löfström den Weg zur Selbstverwaltung der Åland-Inseln, die er im finnischen Parlament repräsentiert. Die Besonderheit dieser Region liegt in der Tatsache, dass die Inselgruppe geografisch zwar näher an Schweden als an Finnland liegt und auch schwedischsprachig ist, aber dennoch Finnland angehört. „Die Wahrung der schwedischen Sprache und Kultur war zunächst umkämpft, heute – 100 Jahre nach dem ersten Autonomiegesetz – steht das aber nicht mehr zur Diskussion“, lobte er.

In der zweiten Podiumsdiskussion ging es um „Indigene Völker in der Arktis". Wie der Moderator Prof. Tom Moring es ausdrückte: „Die Sami sind ein Volk mit neun Sprachen, das in vier Ländern (Finnland, Schweden, Norwegen und Russland) lebt. Sie sind ein indigenes Volk, und ihre Probleme unterscheiden sich ein wenig von den Problemen sprachlicher oder kultureller Minderheiten.“

Lars Miguel Utsi, Mitglied von Sámediggi, dem samischen Parlament in Schweden, gab einen Überblick über die Geschichte der Samen, die Kolonisierung, Zwangsmigration, Zwangschristianisierung und sogar rassenbiologische Grausamkeiten über sich ergehen lassen mussten. Die Samen leben seit Hunderten von Jahren in der Natur und sind Teil der Natur, und ihre Lebensweise, Kultur und Sprache beruhen auf dieser Beziehung zur Natur. Auch wenn sie in den nordischen Ländern ihre eigenen Parlamente haben, verfügen sie über keinerlei formale Macht. In Schweden ist das samische Parlament eigentlich ein beratendes Gremium für die Regierung ohne Entscheidungsbefugnis. Aus diesem Grund müssen sie den Staat oft verklagen, um ihr Recht auf Land und Lebensweise zu schützen, aber sprachliche Rechte waren nicht Teil dieser Klagen.

Anni Koivisto, Vizepräsidentin des Samediggi, des samischen Parlaments in Finnland, erklärte, dass der Status des samischen Volkes in der finnischen Verfassung und in internationalen Gesetzen verankert ist, dass das samische Parlament die Selbstverwaltung ausübt und die Rechte des samischen Volkes schützen will. Viele der dort lebenden Sami teilen viele Probleme mit denen in Schweden, vor allem in Bezug auf die Ausübung ihres Rechts auf Land, Sprache und Kultur. Die drei in Finnland gesprochenen Sámi-Sprachen haben offiziellen Status, die Sámi können ihre Sprache im Umgang mit Behörden verwenden, aber es gibt große Probleme bei der Umsetzung ihrer sprachlichen Rechte im Bereich der sozialen Dienste und der Gesundheitsversorgung. Auch in Bezug auf die Bildung sind ihrer Meinung nach dauerhafte Lösungen und dauerhafte Unterstützung erforderlich.

Elin Haf Gruffydd Jones, Professorin und Initiatorin der „One Million Speakers"-Kampagne für die walisische Sprache, sagte: „Wenn man eine Sprache spricht, die nirgendwo sonst gesprochen wird, hat man ein Gefühl der Andersartigkeit, der Verantwortung und des Wissens, dass es eine besondere Verbindung zwischen dem Land und der Sprache gibt." Sie wies darauf hin, dass Sprachen keine Grenzen kennen und dass unterschiedliche Rechtssysteme zu unterschiedlichen Sprachpolitiken führen, wie dies nicht nur im Fall der indigenen Völker, sondern auch bei vielen Nationen und Minderheiten zu beobachten sei. Auch wenn es konzeptionelle und prinzipielle Unterschiede zwischen indigenen Völkern und Minderheitensprachen gibt, können sie voneinander lernen, betonte sie.

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